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Bakterielle Vaginose: Bei grauem Ausfluss gilt Kondompflicht


Falsche Intimhygiene und Oralsex
Wenn die Scheidenflora aus dem Gleichgewicht kommt


Aktualisiert am 02.06.2022Lesedauer: 4 Min.
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Frau greift sich an den Unterleib. Bei einer bakteriellen Vaginose gerät die natürliche Bakterienbesiedelung der Scheide aus dem Gleichgewicht.Vergrößern des Bildes
Bei einer bakteriellen Vaginose gerät die natürliche Bakterienbesiedelung der Scheide aus dem Gleichgewicht. (Quelle: sopradit/getty-images-bilder)

Ein unangenehm riechender Ausfluss, der grau und cremig sein kann: Das sind typische Anzeichen einer bakteriellen Vaginose. Wird die Krankheit nicht rechtzeitig behandelt, steigt das Ansteckungsrisiko für Entzündungen der inneren Geschlechtsorgane und sexuell übertragbare Krankheiten.

Die Scheidenflora ist wichtig, um krankmachende Erreger im Intimbereich abzuwehren. Gerät das Gleichgewicht der dort lebenden Bakterien aus dem Gleichgewicht, droht eine bakterielle Vaginose. Wann eine bakterielle gefährlich wird, was sie für die sexuelle Beziehung bedeutet und wie Frauen vorbeugen können, erklärt Caroline Drewes Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe in der Praxis Dr. Vogt / Dr. Wein in Berlin, im Gespräch mit t-online.

t-online: Etwa 20 Prozent der Frauen im fortpflanzungsfähigen Alter leiden unter einer bakteriellen Vaginose. Wie zeigt sich die Erkrankung?

Caroline Drewes: Bei der bakteriellen Vaginose handelt es sich nicht um eine Infektion, sondern um eine Fehlbesiedelung der Scheide. Typische Symptome sind ein unangenehm "fischig" riechender Ausfluss, der besonders präsent ist, wenn Blut oder Sperma in der Scheide sind, oder ein über 4,5 erhöhter pH-Wert des Ausflusses.

Außerdem kann die Ausscheidung auch kleine Schaumbläschen enthalten und ein Gefühl der Nässe erzeugen. Dies ist auch der Fall, wenn die Flour-Menge, also die natürliche Sekretabsonderung der Scheide, kaum erhöht ist.

Welche Art von Ausfluss ist verdächtig?

Der Ausfluss sollte weiß sein. Ist er stattdessen grau und cremig, könnte es ein Indiz auf eine Erkrankung sein.

Was passiert bei einer Infektion mit der Scheidenflora?

Bei einer bakteriellen Vaginose kommt es zu einer Verschiebung des Biofilms. Ein Ungleichgewicht der Scheidenflora mit vermehrt auftretenden Bakterien wie beispielsweise Gardnerella vaginalis oder Anaerobier und wenig Milchsäurebakterien begünstigen die Entstehung. Anaerobier sind Bakterien, die ohne Sauerstoff existieren können. Milchsäurebakterien sind die natürliche Abwehr des Körpers: Sie bilden einen Biofilm und Wasserstoffperoxid, welches die Anaerobier hemmt.

(Quelle: Privat)


Caroline Drewes ist Gynäkologin Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe in der Praxis Dr. Vogt und Dr. Wein in Berlin. Darüber hinaus führt sie Online-Sprechstunden mit Schwerpunkt Kontrazeptionsberatung auf dem Portal MySummer.de durch.

Antibiotikatherapien, vaginale Spülungen oder die Verwendung von kosmetischen Produkten, die keinen sauren pH-Wert aufweisen, zerstören häufig die natürliche Flora und Abwehr.

Auch Duschgel weist häufig einen pH-Wert von > 5,5 auf, was zu einer Vermehrung der Bakterien führen kann, ebenso wie häufig wechselnde Geschlechtspartner. Außerdem spielt eine genetische Veranlagung eine Rolle.

Studien deuten darauf hin, dass die Mundflora die Scheidenflora negativ beeinflussen kann. Ist Oral-Sex eine mögliche Ursache für eine Erkrankung?

Da im Mund auch verschiedene Pilze und Bakterien vorhanden sind, kann es sicherlich einen gewissen Einfluss haben. Bei wiederkehrenden Infekten kann ein Besuch beim Zahnarzt sinnvoll sein, weil Pilze sich in Karieslöchern verstecken und so auch weitergegeben werden können.

Bakterielle Vaginose oder Scheidenpilz: Wo liegt der Unterschied?

Eine bakterielle Vaginose ist per se keine Infektion der Scheide. Trotzdem kann eine Vaginose andere Infektionen wie beispielsweise einen Scheidenpilz begünstigen. Bei Vaginalpilz ist der Ausfluss eher krümelig als dünnflüssig. Juckreiz steht mehr im Vordergrund und der pH-Wert muss nicht zwangsläufig verschoben sein.

Wie wird eine bakterielle Vaginose festgestellt?

Die Diagnose wird klinisch gestellt. Die oben genannten Symptome, zusammen mit einer Erhöhung des pH-Wertes über 4,7 und dem Auftreten von sogenannten Clue Cells im Mikroskop. Das sind Epithelzellen, die mit Bakterien übersät sind.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Im Falle einer Schwangerschaft oder eines vaginalen Eingriffs ist eine Therapie dringend notwendig. Diese Behandlungsmöglichkeit sollte jedoch nicht nur aufgrund einer positiven Kultur oder eines positiven Vaginalabstrichs erfolgen, sondern nur bei begleitenden Symptomen.

Die lokale Therapie wird bevorzugt und eine Einmaltherapie mit einem Vaginalzäpfchen, mit Metronidazol, ist meistens ausreichend. Wichtig ist danach die Ansäuerung des Scheidenmilieus, also die Gabe von Milchsäurebakterien als Vaginalkapseln für eine Woche.

Gibt es Hausmittel, die helfen?

Bis auf Weiteres wurde die Wirksamkeit von Hausmitteln nicht ausreichend bestätigt und untersucht.

Was sollten infizierte Frauen beim Sex beachten?

Bis zum Ende der Behandlung einer bakteriellen Vaginose sollte beim Geschlechtsverkehr mit einem Kondom verhütet werden.

Welche Risiken bestehen, wenn eine bakterielle Vaginose unbehandelt bleibt?

Neben dem unangenehmen Geruch und Ausfluss bedeutet eine bakterielle Vaginose auch ein höheres Risiko für aufsteigende Genitalinfektionen wie eine Eileiterentzündung, beispielsweise bei der Einlage einer Spirale. Auch bei gynäkologischen Eingriffen wie einer Ausschabung oder einem Schwangerschaftsabbruch drohen Risiken, da die benutzten Instrumente die Keime durch die Scheide in die Gebärmutter schleppen können.

Zuletzt besteht ein erhöhtes Risiko der Ansteckung mit anderen Erregern, beispielsweise auch mit HIV. Und in der Schwangerschaft erhöht es das Risiko für eine Frühgeburt.

Welche Fehler bei Intimhygiene begünstigen eine Scheideninfektion?

Eine Scheideninfektion kann durch zu viel Pflege oder eine vermehrte und aggressive Reinigung mit Waschmitteln und Seifen begünstigt werden.

Welche Maßnahmen helfen, einer Vaginose vorzubeugen?

Wenn Frauen zu einer bakteriellen Vaginose neigen, kann man vorbeugend nach der Periode die Vaginalflora mit Milchsäurebakterien ansäuern. Da ist ein Zäpfchen meist ausreichend, das man rezeptfrei in der Apotheke erhält. Außerdem helfen bestimmte Hygienemaßnahmen nach dem Analverkehr, um einer bakteriellen Vaginose vorzubeugen.

Ein Beispiel hierfür wäre, sich mit Wasser zu waschen und bei kleinen Rissen Fettsalbe zu verwenden, damit keine Bakterien eintreten können. Vor einer geplanten Schwangerschaft oder in einer Frühschwangerschaft ist es auch wichtig, dass der pH-Wert bestimmt und ggf. eine Ansäuerung des Vaginalmilieus vorgenommen wird.

Welchen Einfluss hat die Ernährung auf die Scheidenflora?

Eine gesunde Ernährung mit Verzicht auf Zucker hilft bei der Behandlung der vaginalen Pilzinfektion. Joghurt, durch seinen probiotischen Effekt, Haferkleie und Leinsamen haben antimykotische Eigenschaften und helfen daher unterstützend bei der Therapie.

Vielen Dank für das Gespräch, Frau Drewes.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
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